Zu Besuch bei Barbara von Tomelo

Vor Antritt unserer Reise nach Portugal haben wir uns auf die Suche gemacht nach portugiesischen Produkten die ins Kitchener Sortiment passen könnten und unsere Produzent:innen gefragt. André von La Paz hat sofort von den Tomelo Seifen geschwärmt. Er brauche nichts anderes mehr und das Projekt sei fantastisch. (Sogar Kleopatra soll in Eselmilch gebadet haben.) Tomelo stellt Seifen aus Eselmilch her. Und zwar Eselsmilch von der einzigen portugiesischen Eselrasse, dem Burro de Miranda. Der Burro de Miranda ist heute vom Aussterben bedroht. Barbara von Tomelo züchtet diese Rasse und stellt daraus Seifen her.

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André selber hat das Projekt auch noch nie besucht und so entschliesst er sich, mit uns mitzukommen in die "Planalto Mirandês", einem Naturschutzgebiet an der Grenze zu Spanien.

Wir fahren früh morgens los in Porto. Im Hinterland liegt ein für das herbstliche Portugal typischer Nebel. Die Fahrt geht Richtung Duro Tal, eines der grossen Weinanbaugebiete Portugals und vor allem Zentrum der Portwein Produktion.

Die Fahrt zu Barbara nach Atenor dauert drei Stunden. Wir treffen sie im Tomelo Shop und Info "Center" einem kleinen Haus neben dem Gebäude des "Verein zur Erhaltung des Miranda-Esels". Der Tomelo Shop ist gleichzeitig ein kleines Informations-Zentrum zum "Parque Natural do Douro Internacional". Dieses Naturschutzgebiet ist eines der wichtigsten in Portugal und auf der ganzen Iberischen Halbinsel, was die Fauna und insbesondere die Vögel betrifft. Hier brüten mehrere bedrohte Vogelarten. Der Raubvögel wegen ist Barbara zuerst zusammen mit ihrem Partner José in den Nationalpark gekommen. Beide sind Biologen und studierten hier die Mönchsgeier, Gänsegeier, Steinadler und Bonelli Adler.

Aber jetzt wollen wir von Barbara mehr über den "Burro de Miranda" und Tomelo erfahren.

Die entlegene Region Miranda do Douro habe besonders stark mit Abwanderung zu kämpfen erzählt Barbara. Ursprünglich aus Porto, fühlt sie sich dieser Region sehr verbunden und so steht für sie und mit dem Projekt Tomelo die Förderung und der Erhalt der Traditionen und der Schutz ihres menschlichen, natürlichen und genetischen Erbes im Vordergrund.

Der Miranda Esel steht symbolisch für diese karge ländliche Region. Über Jahrhunderte hinweg war der Miranda Esel eine wichtige Stütze der Landwirtschaft. Sie halfen den Bauern und Bäuerinnen beim Pflügen und transportierten Waren.

Heute gibt es noch circa 600 dieser Esel. 90% leben bei älteren Menschen und es ist zu befürchten, dass die Eselart mit dieser älteren Generation ausstirbt.


Nebst der Zucht von Miranda Esel, geht es bei Tomelo aber auch darum, einen wirtschaftlichen Nutzen zu finden der die Zucht der Esel mitfinanziert und damit auch um die Förderung nachhaltiger Beschäftigung für die Menschen als Lösung für die Verödung dieser ländlichen Regionen.

Eselmilch ist der menschlichen Muttermilch am ähnlichsten. Sie enthält nämlich Vitamine, Proteine und Fettsäuren, die die Produktion von Kollagen in der menschlichen Haut anregen sollen. Darüber hinaus hat Eselsmilch auch antioxidative Eigenschaften, die die Hautalterung verlangsamen können. Auch Menschen mit Hauterkrankungen berichten von den positiven Eigenschaften von Eselmilch Produkten.

Mit der Herstellung von Eselmilch Produkten strebt Tomelo auch die Förderung der Wertschöpfung durch die Verwendung und Aufwertung von bisher nicht genutzten Rohstoffen, in dem Fall der Milch der Miranda Esel, an. Eine Tonne Seife stellt Tomelo im Jahr ungefähr her und vertreibt sie in alle Welt.

Endlich geht’s zu den Eseln. Barbara und José leben in einem alten Bauernhaus, das sie auf traditionelle Art und Weise renoviert haben. Auf ihrem Grundstück vermieten sie auch drei schöne Ferienwohnungen an Naturliebhaber:innen.

Die Eselweide liegt in der prallen Mittagssonne und von den Eseln ist weit und breit nichts zu sehen, bis Barbara an paarmal an den Futtertrog schlägt. Nun kommen die elf Tiere vorwitzig aus ihrem Stall. Es ist augenfällig, dass dies eine besondere Esel Sorte ist. Sie sind deutlich grösser als unsere Esel mit sehr langen, haarigen und spitzen Ohren. Die Jungtiere haben sogar ein langes Fell.

Für das Porträt, das wir mit Barbara machen wollen, gehen wir zum beschatteten Teil der Weide, die Esel folgen uns. Dass die Esel mindestens so neugierig sind wie wir, ist offensichtlich. Sie sind zutraulich, wollen gestreichelt werden und scheinen sogar eifersüchtig.

Der Miranda Esel gilt als besonders sozial. Das Porträt stellt sich als eine Herausforderung dar. Immer wieder stellt sich ein Esel vor die Kamera oder will lieber gestreichelt als fotografiert werden. Wir können gut verstehen, dass man sich in diese Tiere verlieben kann. Nach einem Mittagessen in einer ländlichen Gastwirtschaft direkt neben der Druckerei, welche die Seifen Verpackungen herstellt gehen wir zurück in den Tomelo Shop. Hier verpackt uns Barbara von Hand, wie sie das mit jedem Produkt macht, einige Seifen und Cremen.

Nun brennen wir darauf, nach Hause zu kommen und die Tomelo Produkte zu testen. Frisch geduscht und eingecremt, sitzen wir am Abend in unserer Wohnung bei einem Glas Portwein und lassen den Tag Revue passieren. Wir sind uns einig, die Tomelo Produkte gehören unbedingt ins Kitchener Sortiment.

Wer sich für diese nördliche Region Portugals interessiert, der oder dem empfehlen wir einen Besuch bei Barbara, José und den wunderbaren Burro de Miranda. Casa da ti Cura heisst übrigens ihr schönes Ferienhaus, das man mieten kann.

Pictures by Raffael Waldner