Zu Besuch bei La Paz
Nach unserem Tag in den Bergen, kommen wir spät abends, als es schon dunkel ist, in Porto an. Unsere Wohnung liegt direkt am Meer. Vom Fenster aus sehen wir den Leuchtturm und die Reflexion des Mondes im Wasser. Die Brandung ist stark und bei offenen Fenstern muss man etwas lauter sprechen, damit man sich versteht, so tost der Atlantik.
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Bei Tageslicht geht der Blick aus dem Fenster auf einen langen Strand an dem schon allerlei Menschen unterwegs sind. Ein älterer Mann ist am Fischen, eine Frau wirft ihrem Hund einen Stock, in den Steinen welche die Ebbe freigegeben hat, suchen zwei Männer nach Muscheln oder Krebsen. Hier und da sitzen Menschen im Sand und lesen oder unterhalten sich. Auf dem breiten Trottoir hinter dem Strand sind Menschen am Joggen oder auf dem Weg zu Arbeit.
Wir frühstücken erst mal, schwarzen Kaffee und Pasteis, ein süsses Eiergebäck , wie sich das hier gehört. Wie muss es wohl sein, in der unmittelbaren Nähe zum wilden Atlantik aufzuwachsen, fragen wir uns. Es erstaunt uns nicht mehr, dass die Portugiesen einfach losgesegelt sind, auf der Suche, nach dem, was hinter diesem endlosen Meer liegt.
La Paz ist neben Portugiese Flannel eines von 2 portugiesischen Labels die wir im Sortiment führen. André, einer der beiden Gründer der Marke, hat uns in den letzten Wochen tatkräftig bei der Organisation dieser Reise unterstützt. Wir treffen uns hier in Porto im Foz do Duro Quartier, wo wir wohnen. Hier, in diesem Quartier, das etwas ausserhalb vom Stadtzentrum direkt am Meer liegt, ist André aufgewachsen.
100 m neben unser Wohnung haben La Paz kürzlich ihr zweites Geschäft in Porto eröffnet. Der Atlantik, die Menschen, die an seiner Küste leben und deren Traditionen sind die Inspiration für das Herren Label La Paz.
Wir treffen uns in einem Kaffee mit Sicht auf den Atlantik. Wir möchten von André etwas mehr über die Geschichte von La Paz erfahren.
Vor La Paz hat André einen Concept Store in Porto geführt. Nach der Wirtschaftskrise von 2008 hat die portugiesische Regierung die Menschen ermuntert, mehr zu exportieren, statt zu importieren. Und so entschloss André gemeinsam mit seinem Freunden José eine eigene Marke zu gründen. Beide sind leidenschaftliche Surfer. Und es war von Anfang an klar, dass der Atlantik irgendwie Bestandteil des neuen Unternehmens sein sollte.
Als ersten Schritt begannen die beiden damit, die textile Tradition von Portugal zu studieren. Dabei sind sie auf einige sehr interessante traditionelle Kleidungsstücke gestossen, wie beispielsweise die typischen Nazaré-Hemden, die "Capote" aus dem Alentejo oder die Wollpullover und Socken aus der Serra da Estrel.
Sie begannen sich über Produktionsmöglichkeiten zu informieren, besuchten alte Fabriken und Archive und fanden erstaunliche Dinge. Heute arbeiten sie in den besten Manufakturen im Land, um unter dem Label La Paz zeitlose und langlebige Kleider herzustellen.
PAZ bedeutet FRIEDEN auf portugiesisch. Dieser friedliche Geist sollte vom ersten Tag an hinter ihrem Projekt und der Beziehung zu ihren Mitarbeiter:innen, Kund:innen und der Umwelt stehen.
Und dieser gute Geist und die offene Haltung sind es auch, die wir seit unserem ersten Kontakt mit André und José auf einer Messe in Paris gespürt haben und die uns auch hier die ganze Woche in Portugal begleitet haben.
Wir treffen André und José später noch in ihrem wunderschönen Geschäft in der Innenstadt von Porto für ein Porträt und ein Shooting.
Wie gerne wären wir noch länger geblieben und hätten die beiden begleitet bei ihren Besuchen in den vielen spannenden lokalen Manufakturen.
Pictures by Raffael Waldner