Blutbuch von Kim de l'Horizon
Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten
Sprache: Deutsch
- gender, trauma, class.
Language: German
Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau.
Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort, lebt sie nun in Zürich, ist den engen Strukturen
der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität
wohl. Doch dann erkrankt die Grossmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der
Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die
eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Grossmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester
abzugrenzen? Und was geschah mit der Grosstante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur
stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen
Blutslinie. Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den
Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten.
Kim de l’Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung,
Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und
nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.
***
The narrator in 'Blutbuch' identifies neither as a man nor as a woman. Raised in a Swiss suburb,
they now lives in Zurich, has escaped the narrow structures of her origins and feels comfortable
in her non-binary body and her own sexuality. But then the grandmother falls ill with dementia and
the I begins to deal with the past: Why are there only fragmentary memories of her own childhood?
Why is the grandmother hardly able to distinguish herself from her sister who died at an early age?
And what happened to the great-aunt who disappeared as a young woman? The narrator is fighting against
the mothers' culture of silence and researches the female bloodline that has not been handed down. This
novel is a stylistically and formally unique act of liberation from the things we pass on unasked:
gender, trauma, class. Kim de l'Horizon sets out in search of other ways of knowing and transmitting,
telling and becoming oneself, undermining the linear forms of the family narrative and approaching a
fluid and flowing way of writing that does not fix but opens.
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